Dreifaltigkeitskirche

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Die Dreifaltigkeitskirche gilt als der modernste Kirchenbau Norddeutschlands der 50er Jahre. Sie wurde 1957 geweiht. Seitdem findet ihre Architektur, die zahlreiche Symbole in sich birgt, weithin Beachtung. Sie ist ein lebendiger Ort für oft auch kirchenmusikalisch reichhaltig ausgestaltete Gottesdienste. Auf dem angrenzenden historischen Friedhof liegen u. a. Johann Hinrich Wichern und Amalie Sieveking begraben.

In der Nacht vom 27. zum 28. Juli 1943 wurde im Bombenhagel fast der gesamte Stadtteil Hamm in Schutt und Asche gelegt. Auch von der alten Kirche, die 1693 errichtet worden war, blieb nichts mehr übrig. Für die Gemeinde, die sich nur langsam wieder sammelte und zunächst in Kellern und Nissenhütten hauste, wurde 1946 vom Weltrat der Kirchen eine hölzerne Notkirche gestiftet. Es war die erste dieser Art, für einen der am stärksten zerstörten Stadtteile in Deutschland.

Als in den 50er Jahren des 20. Jh. dann die Wohnblocks neu entstanden, ging man auch daran, eine neue Kirche für den Stadtteil zu planen. Während die alte Kirche noch für eine dörfliche Gartenlandschaft mit prächtigen Villen der reichen Hamburger Familien gebaut worden war, hatte sich Hamm seit Ende des 19. Jh. längst zu einem dichtbesiedelten Stadtteil Hamburgs entwickelt. Und so wollte man nun eine Großstadtkirche für die wachsende Bevölkerung bauen. Bewusst sollte nicht an das Alte angeknüpft werden, zur furchtbar war der Bruch durch Krieg und Zerstörung. 1953 wurde ein Architektenwettbewerb ausgeschrieben, den der Münchner Architekt Reinhard Riemerschmid (1914-1996) gewann. Im Rahmen der 700-Jahr-Feier Hamms wurde 1956 der Grundstein gelegt, am 20. Oktober 1957 wurde die neue Dreifaltigkeitskirche geweiht.

Sie galt damals als die modernste Kirche Norddeutschlands und war wegweisend für den Kirchbau der Nachkriegszeit. Heute steht die Kirche unter Denkmalschutz und ist ein Baudenkmal von nationalem Interesse. Neueste Technik wurde eingesetzt, die Konstruktion sollte sichtbar sein, der gesamte Bau versteht sich als Botschaft, nicht nur als Versammlungsort. Von Beginn an war die Kirche jedoch umstritten: rühmten die einen die tiefe Symbolik und den künstlerischen Wert, vermissten die anderen die Heimeligkeit der alten Kirche und einen Bau, der neben dem Verstand auch das Gefühl anspricht.

Die gesamte Kirche ist in Form von Alpha und Omega gebaut, dem ersten und dem letzten Buchstaben des griechischen Alphabets. Der Turm stellt dabei das Alpha dar, das Kirchenschiff mit seiner weitausladenden Schaumauer, das Omega. Christus Anfang und Ende der Welt -, das ist die Botschaft mitten in einer sich immer wieder neu zerstörenden Menschheit. Die weite Mauer soll geöffnete Arme darstellen, die einladen, einzutreten und sich von Christus beschenken zu lassen. An ihrer Nordseite ist eine Plastik von Karl Heinz Hoffmann angebracht, die Bilder aus der Offenbarung des Johannes darstellt.

Betritt man die Dreifaltigkeitskirche, so steht man zunächst in der Werktagskapelle, die für kleinere Andachten genutzt wird. Hier ist neben dem Wandbehang und einem Antependium der Notkirche auch deren hölzernes Taufbecken bewahrt. Der alte Altar steht heute in der Sakristei in dankbarer Erinnerung an Christen, die von Deutschland aus im 2. Weltkrieg überfallen wurden und den ehemaligen Gegnern durch ihre Stiftung die Hand reichten.

Geht man weiter in das Kirchenschiff selbst, so steht man in einem gewaltigen Raum, der sich von West nach Ost noch um neun Meter erhöht, während sich der Boden leicht absenkt. Sichtbare Betonpfeiler wirken wie Zeltstangen, eine Erinnerung an das wandernde Gottesvolk, das hier keine bleibende Statt hat, aber die zukünftige sucht. Steingewordene Erfahrung des Krieges. Riemerschmid selbst sah in dem Raum, der nur durch kleine Fenster unter der Decke und eine Glasbausteinwand im Westen Tageslicht erhält, eine Erinnerung an die Katakomben der altkirchlichen Verfolgungszeit.

Im Osten steht der Altar, als einfacher Tisch gestaltet, auf dem ein Bronzekreuz von Fritz Fleer seinen Platz hat, darüber ein gewaltiges Holzschnitzwerk: Die Darstellung der Dreifaltigkeit von Helmut Ammann von 1961/62. Im Norden öffnet sich die Kirche zu einer kleinen Taufkapelle hin, die Glasfenster von Claus Wallner zieren, während im Süden die Kanzel steht, gestaltet von Ursula Querner. Schaut man zurück, so sieht man auf der großen, geschwungenen Empore die Orgel,

die 1959 von der Fa. Kemper/Lübeck gebaut und 1983 durch die Fa. Lötzerich umgebaut und auf 30 Register auf drei Manualen und einem Pedal erweitert wurde. Wer sich die Zeit zur Betrachtung nimmt, wird zahlreiche Symbole und feine Details im Kirchraum entdecken können. An der Südwand hängen heute Gemälde ehemaliger Hammer Pastoren, die aus der alten Kirche gerettet werden konnten, genau wie die gläsernen Wappenbilder Hammer Stifterfamilien, die nun an der Sakristeitür angebracht sind.